Teil V: Die Republik Peru
Territoriale Schlachten zwischen Peru und seinen Nachbarstaaten
Die frühe Geschichte der Republik Peru ist von periodisch wiederkehrenden territorialen Streitigkeiten und Kriegen mit den Nachbarstaaten geprägt. Einige dieser Streitigkeiten haben schwere Narben hinterlassen, die die diplomatischen Beziehungen mit Chile und Ecuador bis heute problematisch machen. Die politische Stabilität Perus wurde erst in den frühen 1990er Jahren erreicht, als verschiedene wirtschaftliche und soziale Reformen eingeführt wurden, die dem Land halfen, sich von der langen Zeit des Krieges und der internen Unruhen zu erholen.
Politisches Tauziehen in Peru
Peru litt während des späten 19. Jahrhunderts unter schnell wechselnden zivilen sowie militärischen Diktatoren. Erst 1895 wurde die zivile Herrschaft dauerhaft verankert. Dies leitete eine Periode der „Aristokratischen Republik“ ein, die bis 1920 anhielt und so genannt wurde, weil die meisten Präsidenten in dieser Zeit aus Perus Elite gewählt wurden.
Während seiner Amtszeit zwischen 1908-1930 (mit Unterbrechungen) hieß Präsident Augusto B. Leguía amerikanisches Kapital im Land willkommen und schaffte eine Abhängigkeit nach ausländischen Investitionen. Dies führte zu einem Aufschwung der Bourgeoisie und war ein Rückschlag für die großen Landbesitzer, eine der fortschrittlichsten Gruppen der peruanischen Gesellschaft. Nach der Wirtschaftskrise von 1929 folgten einige kurzlebige Regierungen und es formten sich mehr und mehr sozialistische und kommunistische Parteien in Peru.
Die Unterdrückung großer Teile der Gesellschaft war in den 1930er Jahren besonders rücksichtslos und zehntausende Menschen wurden wegen ihrer Unterstützung der „Amerikanischen Revolutionären Volksallianz“ (APRA), einer Partei, die populistische Werte vertrat, „Indo-Amerika“ feierte und gegen den US-Imperialismus stand, inhaftiert oder sogar getötet.
Die APRA: Alianza Popular Revolucionaria Americana (Amerikanische Revolutionäre Volksalianz)
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs standen dann zwei sehr unterschiedliche Politiker im Mittelpunkt. Víctor Raúl Haya de la Torre, der Gründer der APRA und José Carlos Mariátegui, der Vorsitzende der Peruanischen Kommunistischen Partei, wurden zur stärksten Kraft in der peruanischen Politik. Trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten waren dies die zwei ersten Parteien, die die wirtschaftlichen und sozialen Probleme Perus angingen. Während Mariátegui jung verstarb, blieb Haya de la Torre ein einflussreiches Element der peruanischen Politik während der kommenden Jahrzehnte, auch oder sogar weil seine Partei, die APRA wegen ihrer populistischen Haltung verboten und er zeitweise inhaftiert wurde.
Peru unter diktatorischer Führung
Die peruanische Geschichte um die 1950er Jahre ist von dem Kampf zwischen verschiedenen kommunistischen Bewegungen, die versuchten, ähnlich der Revolution in Kuba, die Macht an sich zu reißen und dem jeweiligen Diktator geprägt. Der wichtigste Diktator war wohl Juan Velasco Alvarado. Der ehemalige Oberbefehlshaber der Armee riß die Macht 1968 an sich und führte entgegen aller Erwartungen ein eher populistisches und nicht konservatives Regime an. Während seiner Amtszeit, die bis 1975 andauerte, führte er umfassende Agrarreformen ein, verstaatlichte die Fisch- und Fleischindustrie, sowie verschiedene Ölfirmen, Minenbetreiber und Banken.
General Francisco Morales Bermúdez ersetzte Velasco und führte die Revolution in eine konservative zweite Phase. Er überwachte den Übergang zu einer Zivilregierung entsprechend der neuen Verfassung von 1979 und 1980 endeten endlich die Jahre der Diktatur in Peru.
Der leuchtende Pfad – Sendero Luminoso
Leider wurden in 1980er Jahren auch gewalttätige Gruppen Aufständischer immer beliebter. Die zwei größten und tödlichsten waren der Leuchtende Pfad, Sendero Luminoso und die Revolutionäre Bewegung Túpac Amaru. Sendero Luminoso wurde vor allem wegen der wirtschaftlichen Probleme Perus während der 80er Jahre groß. Der amtierende Präsident Alan Garcia versuchte dem Problem mit einer schlecht geplanten militärischen Lösung Herr zu werden. Die Entsendung von Soldaten in die Berge führte aber zu nichts mehr als einer steigenden Zahl von Gräueltaten, die von beiden Seiten begangen wurden. Wie schon so oft zuvor, litt die indigene Bevölkerung am meisten.
Sendero Luminoso, das einst als Studentenvereinigung von Professor Abimael Guzmán an dessen Universität gegründet wurde, führte Peru in einen andauernden Zustand der Gefahr und des Bürgerkriegs. Präsident Garcia floh aus Peru, nachdem ihm Veruntreuung vorgeworfen wurde und so wurden die Wahlen von 1990 zu einem Wendepunkt in der peruanischen Geschichte.
Die Ära Fujimori
Alberto Fujimori wurde neuer Präsident und begann sofort wirtschaftliche Reformen einzuführen und wurde für sein Bezwingen des Sendero Luminoso berühmt-berüchtigt. Während ihm viele Peruaner dankbar dafür sind, dass er das Land aus einer wirtschaftlichen Krise befreit und „Presidente Guzmán“ gefangen hat, wurde er aber ebenso 2001 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und für schuldig befunden. Die Gräueltaten und Massaker, die sowohl von Sendero Luminoso als auch von der peruanischen Armee begangen wurden, waren zwar Gegenstand von Untersuchungen eines unabhängigen Kommitees, werden aber noch heute weiter verfolgt.
Herausforderungen für Peru heute
Seit dem Ende der Regentschaft Fujimoris 2001 hatte Peru eine Reihe von Präsidenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den autoritären und korrupten Regierungsapparat zu erneuern und eine stärkere Demokratie in der Nation zu verankern. Auch wenn der Sendero Luminoso und die Revolutionäre Bewegung Túpac Amaru in Verbindung mit den Drogenkartellen im Dschungel weiterleben, so hat doch der Terror für einen Großteil des Lands ein Ende gefunden. Nun sind die Hauptaufgaben Perus Umwelt- oder Kulturfragen und oft wird das freie Rederecht und Recht zum Protest in Anspruch genommen.
Andauernde Ausbeutung der indigenen Gemeinschaften
Peru ist eines der Länder mit der größten Vielfalt und Kultur und Natur auf diesem Planeten. Zudem liegen große Edelmetall- und Gasvorräte unter seiner Oberfläche. Riesige, von ausländischen Investoren betriebene Minen, vor allem in der Region um Cajamarca, sind aktuell eine Quelle des Konflikts zwischen Einheimischen und der Regierung.
Während die ausländischen Gruppen mit dem Export von Gold und Silber Profite einstreichen, bleiben die gesundheitlichen Probleme durch Quecksilber Vergiftungen sowie die Umweltverschmutzung des Tagebaubetriebs an den Einheimischen hängen. Als Antwort auf die massiven Proteste in der Region um Cajamarca im Jahr 2011 verhängte die Regierung den Notstand im Norden Perus.
Eine weitere Quelle des Protests war die kürzlich begonnene Gaspipeline, die den Süden Perus mit den Gasfeldern im Zentrum verbinden soll. Der Ausgangsblock der Pipeline, Block 88, überschneidet sich mit einem Reservat für Ureinwohner, die bisher in freiwilliger Isolation leben. Die Entwicklung des Block 88 wird ihr Reservat und ihren Lebensstil nachhaltig verändern. Das Projekt führte zu Protesten sowohl von indigenen Gruppen als auch von Umweltschützern. Auch die illegale Goldförderung in der Madre de Dios Region im Regenwald ist für diese Gruppen besorgniserregend.
Die Gestaltung Perus Zukunft
Wie COP20 Lima im Dezember 2014 bewiesen hat, steht die Lösung der Umweltprobleme Perus an vorderster Front. Auch wie das Land mit der so verschiedenartigen Bevölkerung umgeht, wird ein Teil der peruanischen Geschichte werden. Da der Tourismus, zusammen mit der Bergbauindustrie, eine immer größere Rolle als wirtschaftlicher Faktor, aber auch als Treiber gesellschaftlichen Wandels spielt, bleibt abzuwarten, wie das Land und seine Gesellschaft mit den sich daraus ergebenden Folgen für die Umwelt und die Kultur umgehen wird.